Am vergangenen Dienstag haben die US-Wähler Donald Trump nach vierjähriger Abwesenheit für eine zweite Amtszeit als Präsident ins Weiße Haus zurückgeschickt. Aber die zweitgrößten Gewinner der Wahl waren vielleicht die Prognosemärkte, die Derivatebörsen, welche es dem Land zum ersten Mal ermöglichten, legal auf die Wahl zu wetten.

Der wohl bemerkenswerteste Markt war Kalshi, der vor weniger als sechs Wochen vor einem Bundesberufungsgericht die Genehmigung erhielt, seine politischen „Ja/Nein“-Ereigniskontrakte aufzulisten. Wie alle Börsen gleicht Kalshi gegensätzliche Kontrakte miteinander ab und verdient Geld mit Handelsprovisionen.

Am Mittwochmorgen scheint die Plattform für diesen Wahlzyklus Kontrakte im Wert von über 700 Millionen US-Dollar eingenommen zu haben. Fast 430 Millionen US-Dollar wurden auf das Rennen um die Präsidentschaft gesetzt. Am 15. Oktober lag die Gesamtsumme erst bei 15 Millionen US-Dollar. Am 3. November waren es dann schon 250 Millionen Dollar.

Kalshi argumentierte zweimal erfolgreich vor Gericht, dass die Verträge kein Glücksspiel beinhalteten. Mit den Urteilen in der Hand vermarktete die Plattform seine Angebote dann im Vorfeld der Wahl aggressiv. Dabei erwähnte es häufig das Wort „Wette“, was im Widerspruch zu der Genehmigung zu stehen schien. Ungeachtet dessen zögerten die Amerikaner nicht, die Gelegenheit zu ergreifen, zum ersten Mal echtes Geld auf einer legalen Plattform zu setzen. Und während Kalshi derzeit der einzige legale Prognosemarkt in den USA ist, florierten auch andere.

Polymarket ist ein Graumarkt-Prognosemarkt auf Kryptobasis, der US-Nutzern technisch nicht zur Verfügung steht. Er nahm Wahlverträge im Wert von über 4 Milliarden Dollar ein. PredictIt ist eine weitere Grauzonen-Plattform mit Sitz in Neuseeland. Sie nahm wahrscheinlich auch über 1 Milliarde Dollar ein, aufgrund der Menge der gelisteten „aktiven Aktien“, multipliziert mit ihren Vertragslimits von 850 Dollar. Beide wurden trotz der rechtlichen Prüfung, die sie umgab, in den Medien allgegenwärtig erwähnt.

Prognosequoten erwiesen sich als richtig

Die Rechtmäßigkeit von Prognosemärkten ist noch lange nicht geklärt, und es werden weitere rechtliche Auseinandersetzungen erwartet. Aber eines haben sie tatsächlich getan: Sie haben das Wahlergebnis und den Siegesabstand richtig vorhergesagt. Eines von Kalshis Argumenten für die Zulassung von Prognosemärkten ist, dass sie „ein mächtiges Instrument“ zur Bekämpfung von Wahlfehlinformationen sein könnten. Harte Daten, so das Unternehmen, seien zuverlässiger als traditionelle Umfragen.

Trump war auf allen drei Prognoseplattformen wochenlang vor den offiziellen Ergebnissen klarer Favorit. Bei Kalshi stieg sein Vorsprung Ende Oktober auf einen Höchststand von 64 % zu 36 %. Im Gegensatz dazu wurde Kamala Harris in fast allen traditionellen Umfragen lange Zeit als knappe Favoritin geführt.